Die Gesamtzahl der Verkehrsunfälle auf den Straßen im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidium Ulm hat gegenüber dem Vorjahr (23390 Unfälle) mit 23682 Unfällen leicht zugenommen. Über die Hälfte davon sind Aufnahmeblattunfälle (Kleinstunfälle), bei denen nur eine geringfügige Ordnungswidrigkeit zugrunde liegt und niemand verletzt wurde. Der Schwerpunkt der Verkehrsunfallbekämpfung richtet sich auf den Anteil der Verkehrsunfälle mit Personenschaden.
2024 ereigneten sich 39 tödliche Verkehrsunfälle, 6 weniger als im Vorjahr, dieser Rückgang wirkte sich auch bei der Anzahl der 42 Getöteten (-4) aus.Von den 39 tödlichen Unfälle ereigneten sich 33 außerhalb geschlossener Ortschaften, sechs Unfälle innerorts. Bei den tödlichen Unfällen wurden 25 Personen im Pkw, neun Personen auf Krafträdern, sieben Personen als Fußgänger und eine Person mit dem Pedelec getötet. 17 der 39 tödlichen Verkehrsunfälle (43 Prozent) ereigneten sich im Landkreis Biberach. Dabei liegt der Unfallort mit 14 Unfällen außerhalb geschlossener Ortschaften. Im Landkreis Göppingen hat sich die Anzahl der tödlichen Verkehrsunfälle von 10 auf fünf halbiert. Im Landkreis Heidenheim erfolgte eine Zunahme von vier auf fünf tödliche Unfälle, im Stadtkreis Ulm erhöhte sich die Anzahl von zwei auf drei und im Alb-Donau-Kreis reduzierten sich die tödlichen Unfälle von 10 auf sechs Unfälle. Bei den Unfallursachen ist festzustellen, dass in Außerortslagen die Geschwindigkeit und in Innerortslagen die Vorfahrt und das Abbiegen die Hauptunfallursachen darstellen. Die Verkehrsüberwachung wird gezielt in den Landkreisen eingesetzt, bei denen „Geschwindigkeit“ als Ursache für schwere Unfälle ermittelt wird. 2024 wurden im gesamten Polizeipräsidium 167.199 Geschwindigkeitsverstöße geahndet. Neben Maßnahmen der Verkehrsüberwachung werden auch verkehrsrechtliche Maßnahmen (Temporeduzierungen) sowie bauliche Maßnahmen (Änderungen von Verkehrsführungen, Belagserneuerungen, Bau von Lichtsignalanlagen u.a.) zur Reduzierung der Verkehrsunfälle ergriffen.
► Bundesautobahn A7 und A8
Das Polizeipräsidium Ulm ist für die Bundesautobahnen A7 und A8 zuständig. Obwohl der Teilausbau der A8 auf der Albhöhe bis zur AS Ulm West weitestgehend abgeschlossen ist, wurde 2024 eine Zunahme aller Verkehrsunfälle um 20 Prozent auf 1839 Unfälle festgestellt.
Bei den drei Getöteten handelte es sich um zwei Mitfahrer (87 und 96 Jahre alt) in einem Pkw sowie um einen Fußgänger, der nach einem vorangegangenen Unfall als Fußgänger die Autobahn überquerte.
85 Prozent der Autobahnunfälle wurden durch Pkw-Lenkende und 11 Prozent von Lkw-Lenkenden verursacht.
Auf der Autobahn erfolgt die Geschwindigkeitsüberwachung mit dem Messanhänger „Enforcement Trailer“. Hier kann eine konstante Verkehrsüberwachung über mehrere Tage gewährleistet werden.
Die Überwachung des gewerblichen Güter- und Personenverkehrs dient ebenfalls der Bekämpfung von Verkehrsunfällen. Schwerpunkte sind hier die Überwachung der Geschwindigkeit, Abstandsmessungen sowie die Überwachung der Lenk- und Ruhezeiten.
► Verkehrsbeteiligung
► Fußgänger
Verkehrsunfälle mit der Beteiligung von zu Fuß gehenden Personen wurden in 62 Fällen (23 Prozent) durch diese selbst verursacht. Bei diesen Personen traten Defizite bei der Aufmerksamkeit im Straßenverkehr mit der Unfallursache „Nichtbeachten des Fahrzeugverkehrs“ und dem „Hervortreten hinter Hindernissen“ in den Vordergrund. Die Unfallursache „andere Fehler“ fasst das übrige Fehlverhalten der zu Fuß gehenden Personen zusammen (z.B.: Schädigung von Anderen beim Schieben eines Fahrrades oder eines Einkaufswagen).
135 Unfälle mit Fußgängerbeteiligung wurden durch Pkw-Lenkende verursacht. Die Hauptursachen sind hier das Fehlverhalten gegenüber Fußgängern beim Wenden, Rückwärtsfahren sowie das Fehlverhalten an Fußgängerüberwegen.
► Fahrrad
Die Fahrradunfälle wurden in mehr als der Hälfte der Fälle von den Fahrradfahrenden verursacht. 2024 wurde erfreulicherweise kein tödlicher Fahrradunfall registriert. Die Fahrradunfälle ereigneten sich in 445 Fällen (84 Prozent) innerorts. Der Großteil der Unfallbeteiligten ist mit 298 Personen (56 Prozent) der Altersgruppe der 25-64 Jährigen zugehörig, gefolgt von den Senioren ab dem 65. Lebensjahr mit 68 Beteiligten (12 Prozent).
Insgesamt wurden bei den Fahrradunfällen 449 Personen verletzt. 2024 wurden bei 208 Fahrradkontrollen insgesamt 371 Verstöße festgestellt.
► Pedelec
Bei den Pedelec-Unfällen wurden Fahrräder mit Elektrounterstützung bis zu einer Abschaltgeschwindigkeit von 25 km/h ausgewertet. Von den 316 Pedelec-Unfällen wurden 206 Unfälle von den Pedelec-Fahrenden selbst verursacht. Als Unfallursachen konnten die nicht angepasste Geschwindigkeit, die Einschränkung der Fahrtüchtigkeit, sowie Vorfahrtsverletzungen festgestellt werden.
Eine Pedelecfahrerin (85 Jahre) wurde als Unfallverursacherin beim unachtsamen Überqueren einer Straße im Landkreis Heidenheim tödlich verletzt. Bei den Pedelec-Unfällen ist der Großteil der Unfallbeteiligten mit 200 Personen (63 Prozent) der Altersgruppe der 25-64 Jährigen zugehörig, gefolgt von den Senioren ab dem 65. Lebensjahr mit 93 Personen (29 Prozent).
Insgesamt wurden bei den Pedelec-Unfällen 326 Personen verletzt.
► Elektrokleinstfahrzeuge (eKF)
Bei den Elektrokleinstfahrzeugen handelt es sich um elektrische Fahrzeuge mit und ohne Lenk- / oder Haltestangen. Am häufigsten treten diese Fahrzeuge mit Haltestangen als Elektro-Scooter auf. Eine Besonderheit sind die sogenannten Segways, die nur durch Gewichtsverlagerung gesteuert werden. Mit diesen Fahrzeugen darf auf dem Radweg gefahren werden, steht kein Radweg zur Verfügung, muss die Fahrbahn genutzt werden.
Diese Fahrzeugart wird zunehmend von jungen Erwachsenen und Pendlern genutzt, was sich auch in den steigenden Unfallzahlen wiederspiegelt.
In einem Fall stürzte der Fahrer (35 Jahre) eines E-Scooters ohne Fremdbeteiligung im Landkreis Biberach und zog sich dabei tödliche Verletzungen zu.
Diese Fahrzeugart, die seit 2019 durch den Erlass einer Verordnung im Straßenverkehr zugelassen wurde, wird im Rahmen von Fahrradkontrollen mit in die Verkehrsüberwachung eingebunden. Die Hauptursachen sind die nicht angepasste Geschwindigkeit sowie die Beeinträchtigung der Verkehrstüchtigkeit. Von den 103 Unfällen ereigneten sich 101 Unfälle innerhalb geschlossener Ortschaften, nur zwei Unfälle wurden außerhalb geschlossener Ortschaft polizeilich aufgenommen.
► Motorisierte Zweiräder
Diese Verkehrsbeteiligung erfasst einen Großteil der motorisierten Zweiräder. Das Mofa 25, das S-Pedelec (bis 45 km/h), das Leichtkraftrad bis zum Kraftrad über 125 ccm sind in dieser Gruppe der Verkehrsbeteiligung erfasst.
Im Landkreis Göppingen ereigneten sich mit 179 Unfällen (31 Prozent) die meisten Unfälle. In 83 Fällen wurde der Unfall von Fahrenden dieser Verkehrsart selbst verursacht, dabei wurden zwei Personen tödlich verletzt.
► Motorräder über 125 ccm
Nach einem Rückgang der Motorradunfälle von 2022 – 2024 sind die Unfallzahlen 2024 wieder um 14 Prozent auf 243 Unfälle angestiegen.
In den Landkreisen Biberach, Heidenheim, dem Alb-Donau-Kreis und dem Stadtkreis Ulm waren die Unfallzahlen nahezu konstant. Die Zunahme der Motorradunfälle um 34 Prozent auf 82 Motorradunfälle 2024 wurde im Landkreis Göppingen registriert.
Erfreulicherweise sind die tödlichen Motorradunfälle deutlich zurückgegangen. Von zwei der drei getöteten Motorradfahrenden wurde der Unfall selbst verursacht.
2024 wurden im Rahmen von gezielten Motorradkontrollen 1688 Motorräder überprüft, dabei wurden 657 Beanstandungen festgestellt.
► Personenkraftwagen (Pkw)
Bei der Unfallentwicklung der Personenkraftwagen pendeln sich die Unfallzahlen in die Werte des Vorjahres ein. In 5283 Fällen (65 Prozent) wurde der Unfall von Pkw-Lenkenden verursacht.
Als Hauptunfallursache bei Pkw-Unfällen konnten Vorfahrtsverletzungen sowie Fehler beim Abbiegen, Wenden, Ein- und Anfahren festgestellt werden.
5825 Unfällen (72 Prozent) ereigneten sich innerhalb geschlossener Ortschaften.
Seit 2021 wurde die Unfallursache Ablenkung statistisch erfasst, diese Ursache verzeichnet einen permanenten deutlichen Anstieg. Die Ablenkung kann durch Handynutzung oder durch die Bedienung des Fahrzeugentertainment ausgelöst werden.
► Lastkraftwagen (Lkw)
Auf den Bundesautobahnen A7 und A8 ereigneten sich 221 (21 Prozent) der Lkw-Unfälle, 26 mehr als im Vorjahr. Dabei wurden bei 65 Unfällen mit Personenschaden 96 Personen leichtverletzt, neun schwerverletzt und zwei Personen wurden getötet. Bei 128 Lkw-Unfällen (57 Prozent) wurde die Ursache vom Lkw gesetzt.
Außerhalb der Bundesautobahnen ereigneten sich 800 Lkw-Unfälle, 69 weniger als im Vorjahr. Dabei wurden bei 162 Unfällen mit Personenschaden 177 Personen leichtverletzt, 39 schwerverletzt und drei Personen wurden getötet. Bei 552 Autobahnunfällen (69 Prozent) wurde die Ursache vom Lkw gesetzt.
Bei der Hauptunfallursache handelt es sich um die Ursachengruppe Fehler beim Abbiegen, Wenden, Rückwärtsfahren, Ein-/Anfahren.
► Risikogruppen
► Kinder (0 – 13 Jahre)
Unfälle mit der Beteiligung von Kindern haben sich mit 113 Unfällen fast ausschließlich innerhalb geschlossener Ortschaft ereignet. Die Unfallursache wurde in 65 Fällen durch das Kind gesetzt.
Dabei wurden die Unfälle von Kindern in 35 Fällen mit dem Fahrrad, in 16 Fällen als Fußgänger, in sieben Fällen mit einem E-Scooter und in drei Fällen mit einem Pedelec verursacht.
Bei zwei Unfällen wurde jeweils ein Kind getötet. Im Landkreis Biberach wurde ein 7-jähriges Kind beim Überqueren einer Straße von einem Pkw erfasst. Im Alb-Donau-Kreis kam ein Pkw von der Fahrbahn ab und erfasste dabei auf dem Gehweg ein 8-jähriges Kind.
► Junge Erwachsene (18 – 24 Jahre)
Seit 2020 sind die Unfälle mit der Beteiligung von jungen Erwachsenen rückläufig, allerdings mit 10 tödlichen Verkehrsunfälle unverändert auf dem Niveau des Vorjahres. Alle tödlichen Unfälle waren außerhalb geschlossener Ortschaft und wurden in acht Fällen von den jungen Erwachsenen verursacht.
Bei den tödlichen Unfällen waren in sechs Fällen die Ursache nicht angepasste oder überhöhte Geschwindigkeit. Diese Unfälle wurden in fünf Fällen mit einem Pkw und in einem Fall mit einem Kraftrad verursacht.
Insgesamt wurden 1060 Unfälle (57 Prozent) von der Gruppe der jungen Erwachsenen verursacht.
► Senioren (ab 65 Jahren)
Die Anzahl der Verkehrsunfälle mit der Beteiligung Seniorinnen und Senioren nahm im fünften Jahr erneut zu. Dabei wurden 1247 Unfälle (61 Prozent) von den Seniorinnen und Senioren verursacht.
Von den 19 Getöteten bei Unfällen mit Seniorenbeteiligung handelte es sich in 17 Fällen um Senioren, dabei waren sie in 11 Fällen Beteiligte und in 6 Fällen Mitfahrende.
Die Unfallursachen bei Senioren sind Vorfahrtsverletzungen, Fehler beim Ein-/Anfahren und Fehler beim Abbiegen und Wenden.
► Sonderauswertung
► Unfälle unter Einfluss von Alkohol
Alkoholunfälle wurden in 245 Fällen mit einem Pkw verursacht. Gefolgt von dem Verkehrsmittel Fahrrad (32 Unfälle) und dem Pedelec (18 Unfälle). In 10 Fällen wurde der Alkoholunfall mit einem Elektrokleinstfahrzeug (E-Scooter) verursacht.
Die Überwachung der Verkehrstüchtigkeit im Straßenverkehr ist eine Säule der Verkehrsüberwachung. 2024 wurden beim PP Ulm in 1.113 Fällen eine Beeinträchtigung der Fahrtüchtigkeit durch Alkoholkonsum festgestellt und geahndet.
Mit 86 Unfällen ereigneten sich die meisten Alkoholunfälle im Landkreis Göppingen, gefolgt vom Alb-Donau-Kreis und dem Landkreis Biberach mit je 70 Unfällen. Der Landkreis Heidenheim wies 68 und der Stadtkreis Ulm 46 Alkoholunfälle auf.
► Unfälle unter Einfluss von Drogen
Die vom Bundestag am 23. Februar 2024 beschlossene Teil-Legalisierung von Cannabis führte bislang nicht zu einer Zunahme der polizeilich registrierten Verkehrsunfälle. 2024 reduzierten sich die Unfälle unter Einfluss von Drogen von 51 (2023) auf 28 Unfälle (2024) um 45 %.
Unfälle unter Einfluß von Drogenkonsum wurden mit 24 Fällen mit einem Pkw verursacht, gefolgt von Kleintransportern bis 3,5 Tonnen (3 Unfälle). Im Landkreis Göppingen wurden mit 13 Unfällen nahezu die Hälfte aller Drogenunfälle des PP Ulm registriert. 2024 wurden beim PP Ulm in 643 Fällen eine Beeinträchtigung der Fahrtüchtigkeit durch Drogenkonsum festgestellt.
► Schulweg
Ein Verkehrsunfall auf dem Schulweg liegt vor, wenn bei einem Unfall infolge des Fahrverkehrs auf öffentlichen Wegen und Plätzen eine schulpflichtige Person als aktiver Verkehrsteilnehmer verletzt oder getötet worden ist und ein örtlicher und zeitlicher Bezug zur Schule oder schulischen Veranstaltungen bestehen.
Die Schulwegunfälle und deren Folgen sind mit Ausnahme der Anzahl der Schwerverletzten allesamt zurückgegangen. Von den 23 Schulwegunfällen wurden acht Unfälle von Schülern verursacht, in 15 Fällen waren sie Geschädigte.
Im Landkreis Biberach ereigneten sich neun Schulwegunfälle, im Landkreis Göppingen sechs, im Alb-Donau-Kreis sowie im Landkreis Heidenheim jeweils drei und im Stadtkreis Ulm ein Schulwegunfall. In 13 Fällen waren die Schüler zu Fuß unterwegs, vier mit dem Fahrrad und zwei mit einem Pedelec.
► Unerlaubtes Entfernen von der Unfallstelle
Über 4000 der 4808 registrierten Unfälle mit unerlaubtem Entfernen vom Unfallort ereigneten sich innerorts. Bei knapp einem Drittel 1486 Fälle (31 Prozent) konnte der Verursachende ermittelt werden.
Mit 4600 Fällen stellte die Gruppe der Unfälle mit Sachschaden einen Großteil der Unfallfluchten dar.
Eine Vielzahl der Unfälle, bei denen sich der Unfallverursacher unerlaubt von der Unfallstelle entfernte, wurde bei Ein-/Ausparkvorgängen verursacht.